Alija Izetbegovic
Leben
Izetbegović wurde als Sohn eines Buchhalters in der nordbosnischen Stadt Bosanski Šamac geboren. Als Alija 2 Jahre alt war übersiedelte die Familie nach Sarajevo. Dort wuchs Alija Izetbegović unter traditionell liberal orientierten bosnischen Muslimen auf.
Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich der Gruppe der Jungen Muslime (Mladi Muslimani) an, einer antikommunistischen Organisation. Wegen dieser Aktivitäten wurde er nach der Machtübernahme durch den KP-Chef Tito bereits unmittelbar nach Gründung der ersten jugoslawischen Nachkriegsregierung 1946 für drei Jahre ins Gefängnis verbannt. Nach seiner Freilassung studierte Izetbegović in Sarajevo zunächst Agrarökonomie und ab 1954 Jura. Er heiratete seine Jugendliebe Halida und blieb weiter politisch aktiv.
Nach dem Studium arbeitete er 7 Jahre in Montenegro bei einer Baufirma und verfasste nebenbei politisch religiöse Aufsätze
Krieg in Bosnien
Nachdem Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt hatten, stand die Frage im Raum, wie sich Bosnien verhalten würde. Izetbegović war zunächst für den Verbleib Bosnien-Herzegowinas bei Restjugoslawien und sprach sich für eine „gesunde Föderation“ aus. Doch bald entwickelte sich die Lage so, dass es ihm als einzige Möglichkeit erschien, die Unabhängigkeit anzustreben. Die jugoslawische Volksarmee unter Kommando des bereits im Kroatienkrieg hervorgetretenen Generals Mladić bereitete einen offenen Krieg für den Fall einer Unabhängigkeitserklärung Bosniens vor.
Am 15. Januar 1992 erkannte die Europäische Union Slowenien und Kroatien als souveräne Staaten an und stellte auch Bosnien-Herzegowina die Anerkennung unter der Bedingung in Aussicht, dass die Bevölkerung in einem fairen Referendum für die Unabhängigkeit votieren würde. In dieser Phase unterzeichnete Izetbegović am 23. Februar 1992 ein Abkommen über die Bildung einer Konföderation mit den bosnischen Serben und Kroaten.
Nachdem sich am 26. Februar Vertreter der nationalistischen bosnischen Parteien HDZ und SDS getroffen hatten, um über die Aufteilung des Territoriums zu verhandeln, revidierte er diese Position. Am 29. Februar ließ er das von der EU nahe gelegte Referendum abhalten. Die Volksgruppen der Kroaten und Bosniaken stimmten mit über 90 % dafür, die Serben boykottierten die Abstimmung, zu großem Teil unter massivem Druck der bereits militärisch organisierten serbischen Nationalisten.
Während des Krieges, der von dem inzwischen dafür als Kriegsverbrecher angeklagten SDS-Vorsitzenden Karadžić mit Hilfe des serbischen Präsidenten Miloševićs und des serbischen Generals Mladić bereits vor dem Referendum vorbereitet worden war, und mit der Anerkennung Bosnien-Herzegowinas durch die EU am 6. April 1992 nun auch in voller Breite durchgeführt wurde, zeigte Izetbegović sich nicht bereit, die Souveränität Bosniens oder die ethnische Aufteilung des Landes nach den Plänen der serbischen und kroatischen Nationalisten zuzulassen, zumal seine Seite – auch durch eine massive internationale Unterstützung – immer mehr an Stärke gewann.
Der Bosnienkrieg 1992–95 kostete etwa hunderttausend Menschen das Leben und machte Hunderttausende zu Flüchtlingen.
Nach anfänglich halbherzigen Zusagen und Hilfsmaßnahmen der UN und der internationalen Gemeinschaft verschärften die USA unter Bill Clinton und die internationale Staatengemeinschaft nach dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995 ihren militärischen Druck auf Milošević und Karadžić und setzten auch Izetbegović unter politischen Druck. Auf einer Militärbasis in Dayton wurde 1995 in wochenlangen Verhandlungen das Dayton-Abkommen ausgehandelt, in dem US-Unterhändler Holbrooke Izetbegović unter Druck setzte, den Interessen des serbischen und des kroatischen Präsidenten teilweise nachzugeben. Am Ende fand sich die bosnische Führung unter Izetbegović zum Unterzeichnen des Friedensvertrages in Paris gemeinsam mit dem kroatischen Staatspräsidenten Tuđman und dem serbischen Staatspräsidenten Milošević bereit.
Alija Izetbegović wurde durch die ersten Nachkriegswahlen 1996 wieder bestätigt und vertrat als Präsident Bosniens seine Partei SDA im kollektiven Staatspräsidium von Bosnien-Herzegowina, das er gemeinsam mit den nationalen Repräsentanten Zubak HDZ und Krajsnik SDS wahrnahm, bis er sich 2000 aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Izetbegović wurde Ehrenvorsitzender seiner Partei SDA, was er bis zu seinem Tode blieb.
Am 10. September 2003 erlitt der 78-jährige Izetbegović nach einem Sturz in seinem Haus einen Ohnmachtsanfall und dabei vier Rippenbrüche sowie innere Blutungen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich am 16. Oktober 2003, und er wurde auf die Intensivstation eines Krankenhauses verlegt. Der amtierende türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan reiste nach Sarajevo, um noch einmal mit ihm zu sprechen. Izetbegović rief an diesem Tag in einem telefonischen Interview mit dem privaten TV-Sender Hayat in Sarajevo nochmals zur Versöhnung auf und mahnte, dass die Republik Bosnien-Herzegowina nur überleben würde, wenn der Hass zwischen den Völkern überwunden werde. Gleichzeitig mahnte Izetbegović die Einheit des Staates Bosnien-Herzegowina an: Serben, Kroaten und Bosniaken sollten ihrer nationalen Identität treu bleiben, aber „sie sollten alle Bosnier sein“.
Der nach dem Dayton-Abkommen von der UN eingesetzte internationale „Hohe Repräsentant“, der ehemalige Vorsitzender der britischen Liberalen, Paddy Ashdown, würdigte Izetbegovićs politische Arbeit unter Verweis auf dessen Kosenamen Dedo (Großvater), den Izetbegović unter seinen Anhängern hatte: „Er war im wahrsten Sinne der Vater seines Volkes, ohne ihn würde Bosnien-Herzegowina vermutlich nicht existieren.“ Zugleich rief Ashdown die Bosnier auf, als Vermächtnis Izetbegovićs weiterhin an der Zukunft ihres Landes zu arbeiten.
Auszeichnungen
Alija Izetbegovic wurde 1996 von einer spanischen Zeitung zur Persönlichkeit des Jahres ernannt. Im Jahr 2001 wurde Izetbegovic für den Friedensnobelpreis nominiert, den dann aber der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan erhielt. Izetbegovic wurde auch noch im Jahr 2003 zur muslimischen Persönlichkeit des Jahres ernannt.
Weiters erhielt Izetbegovic zahlreiche Auszeichnungen für seine Bemühungen, Frieden am Balkan zu schaffen
Josip Broz Tito
Josip Broz Tito Aussprache ?/i (* 7. Mai 1892 als Josip Broz in Kumrovec, Österreich-Ungarn, heute Kroatien; † 4. Mai 1980 in Ljubljana, Jugoslawien, heute Slowenien) war ein jugoslawischer Politiker und langjähriger Präsident Jugoslawiens.
Das Pseudonym Tito nahm Josip Broz 1934 an, als er Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Jugoslawiens wurde und in den politischen Untergrund ging.
Als Marschall führte Tito im Zweiten Weltkrieg die kommunistischen Partisanen im Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzer Jugoslawiens. Nach dem Krieg wurde er zunächst Ministerpräsident und schließlich Staatspräsident seines Landes, ein Amt, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Er verfolgte eine von der Sowjetunion unabhängige Politik und galt seit den 1950er Jahren als einer der führenden Staatsmänner der Bewegung der blockfreien Staaten.
Jugend und erste Kriegserfahrungen
Josip Broz Tito entstammte einer kleinbäuerlichen Familie in Kumrovec (heute Kroatien), das zur Zeit seiner Geburt zu Österreich-Ungarn gehörte. Sein Vater (Franjo) war ein Kroate, dessen Vorfahren aus dem damals ebenfalls zu Österreich-Ungarn gehörenden Welschtirol (heute Trentino, Italien), eingewandert waren, seine Mutter (Marija) war Slowenin. Er war das siebte Kind der Familie.
Er absolvierte eine Schlosserlehre in Sisak und trat 1910 in die sozialistische Partei ein. Er arbeitete als Metallarbeiter in Zagreb, Kamnik, in der Tschechoslowakei und in Deutschland. Später arbeitete Tito als Einfahrer bei Daimler in Wiener Neustadt und wohnte bei seinem Bruder in Neudörfl.
1913 wurde er in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen. Als im Jahr darauf der Erste Weltkrieg ausbrach, kam er zunächst als Unteroffizier an die Front gegen Serbien, bis er 1915 in russische Gefangenschaft geriet.
Während der Februarrevolution 1917 wurde er befreit und kam im Juni nach Petrograd, wo er sich politisch betätigte. Tito wurde Zeuge der Oktoberrevolution und trat in jenen Tagen in die Rote Garde (Rote Armee) ein. Auf ihrer Seite kämpfte er im Bürgerkrieg zwischen den Bolschewiki und ihren Gegnern. Erst 1920 kehrte er in seine Heimat zurück, die nun zum neu geschaffenen Königreich Jugoslawien gehörte
In der Zwischenkriegszeit
Josip Broz schloss sich nach seiner Heimkehr der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) an. Als Schmied und Schlosser ausgebildet, benutzte Broz in den zwanziger Jahren seine Kenntnisse zur Verfertigung von Nachschlüsseln und Brecheisen, wurde als Einbrecher verurteilt und kam im Jahr 1928 durch eine allgemeine Amnestie frei. Die Akten der jugoslawischen Polizei ergeben seine Beteiligung an einem Raubüberfall in dem Dorf Kaiserica bei Zagreb (heute Stadtteil von Zagreb) im Februar 1935, bei der einige Landgendarmen verwundet wurden und einer ums Leben kam. Sie ergeben ferner die Beteiligung von Josip Broz an einer Geldfälscherbande. Der Staatsanwalt in Zagreb ließ Broz wegen der Fälschung von 733 Stück jugoslawischer 50-Dinar-Noten verfolgen. 1927 wurde er zum Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft gewählt. Da die KPJ damals verboten war, wurde er wegen politischer Agitation mehrmals inhaftiert, zuletzt von 1928 bis 1934. Nach seiner Entlassung emigrierte er nach Paris, wurde aber noch im gleichen Jahr in das Zentralkomitee des Politbüros der KPJ gewählt.
In den Jahren von 1936 bis 1938 engagierte sich Tito (wie er sich seit 1934 nannte), auf der Seite der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg, wo er der Verantwortliche für die Einschleusung von 11.000 Jugoslawen nach Spanien war, die bis auf einen Rest von weniger als 1.000 Menschen später nicht mehr nach Jugoslawien zurückkehrten. Tito war an der Seite des französischen Kommunistenführers Andre Marty in Albacete, Spanien, an der militärischen Schulung der Kommunisten der Internationalen Brigade beteiligt. 1937 ernannte ihn die Komintern zum Generalsekretär der KPJ, eine Funktion, in der er 1940 durch eine Nationalkonferenz seiner Partei bestätigt wurde.
Als Partisanenführer im Zweiten Weltkrieg
Am 25. März 1941 unterzeichnet die Regierung Cvetković den Beitritt zum Dreimächtepakt. In der zweiten Nacht darauf vollzieht sich in Belgrad der Putsch unter Führung des Generals Simović. Nachdem Nazi-Deutschland Jugoslawien im April 1941 überfallen hatte (Balkankrieg), lebte Tito zunächst von den Deutschen unbehelligt weiterhin im Belgrader Villenviertel. Erst nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion musste er untertauchen und organisierte den bewaffneten Widerstand der jugoslawischen Kommunisten gegen die deutschen und italienischen Besatzer in Form des Partisanenkrieges.
Während des Krieges gelang es den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistische Ustascha-Bewegung aus Kroatien mit massiver Unterstützung der Briten und Sowjets durchzusetzen. Vor allem in Serbien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden Tschetnik-Freischärler. Die Volksbefreiungsarmee (Narodnooslobodilačka vojska/armija), wie die Partisanen sich nannten, konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29. November 1943 an der Spitze des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung (AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte.
Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Winston Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten - einerseits, um im Befreiungskampf von beiden Seiten unterstützt zu werden, andererseits, um nach dem Krieg weiter unabhängig agieren zu können.
Der Staatschef der Nachkriegszeit
Nach Kriegsende ließ sich Tito in einer Volksbefragung den Machterhalt bestätigen. Am 29. November 1945 wurde er Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien. Bis 1953 betrieb er mit Hilfe der Nationalen Volksbefreiungsfront und der KPJ die Umwandlung Jugoslawiens in einen sozialistischen Staat.
Dabei setzte er auch brutale Repressionen nach stalinistischem Vorbild ein. So geschah unter seiner Verantwortung im Mai 1945 das Massaker von Bleiburg. Zahlreiche politische Gegner, unter ihnen viele Stalinisten, wurden in den folgenden Jahren inhaftiert, vor allem auf der Gefängnisinsel Goli Otok. Außerdem fanden unter seiner Herrschaft große Vertreibungsaktionen, z. B. an den Donauschwaben statt, denen zigtausende Menschen zum Opfer fielen.
Da Titos Partisanenbewegung Jugoslawien ohne direktes Eingreifen der Roten Armee befreit hatte, war das Land das einzige sozialistische Land ohne sowjetische Besatzungstruppen. Dies ermöglichte Tito eine auf Unabhängigkeit und Gleichberechtigung beruhende Außenpolitik, zu der auch eigenständige Beziehungen zum Westen gehörten.
Zudem nahm er für Jugoslawien in Anspruch, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu gehen, der im Kern ein gewisses Maß an Selbstverwaltung der Betriebe vorsah. Dieser so genannte Titoismus brachte das Land in Gegensatz zu den sowjetischen Hegemoniebestrebungen und führte 1948 zum Bruch zwischen Tito und Stalin. Die Auseinandersetzung wurde mit erbitterter Härte geführt. Stalin versuchte vergeblich, die jugoslawische Partei gegen Tito aufzuhetzen und drohte ihm in der Prawda öffentlich mit Mord (das Schicksal Trotzkis ist lehrreich, konnte man dort in Bezug auf Tito lesen). Die Einladung Stalins, in Moskau die Differenzen „freundschaftlich“ zu besprechen, lehnte Tito folglich ab. Am 29. November 1949 riefen die Kominform-Mitglieder offen zum Sturz von Tito und zum Kampf gegen den Titoismus auf. Im Zuge der Entstalinisierung nach Stalins Tod unter Nikita Chruschtschow (1956) und der Auflösung des Kominform kam es wieder zu normalen Beziehungen mit der Sowjetunion.
Nach der Annahme einer neuen Verfassung im Jahr 1953 wurde Tito am 14. Januar 1953 in das Amt des Staatspräsidenten gewählt, das er ab 1963 auf Lebenszeit innehatte. Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Staaten, die friedliche Koexistenz der Blöcke und die Entwicklungsländer ein. Zusammen mit den Staatschefs von Ägypten und Indien, Gamal Abdel Nasser und Jawaharlal Nehru, gehörte er zu den Protagonisten einer Politik der Blockfreiheit. Diese wurde mit der Gründung der Bewegung der blockfreien Staaten institutionalisiert. Durch sein Charisma und seine auf Ausgleich zielende Politik erwarb er sich auch außerhalb Jugoslawiens besonderes Ansehen. Er war einer der angesehensten Vertreter der blockfreien Staaten.
Innenpolitisch verfolgte Tito weiterhin einen autoritären Regierungsstil, obwohl es nach der Absetzung des Sicherheitschefs Aleksandar Ranković 1966 zu einer deutlichen Liberalisierung der jugoslawischen Gesellschaft kam, die sich z. B. in einer relativen Freiheit von Kunst und Kultur ausdrückte. Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968 verurteilte Tito scharf, was sein Image im westlichen Ausland zusätzlich verbesserte. Im Jahr 1971 wandte er sich gegen nationalistische Demonstrationen in Kroatien. Auf diesen sogenannten Kroatischen Frühling reagierte Tito mit Massenverhaftungen, da er den Kern des jugoslawischen Sozialismus, die „Brüderlichkeit und Einheit“ (Bratstvo i Jedinstvo) angegriffen sah. Die Ereignisse führten jedoch dazu, dass Jugoslawien 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung erhielt, die den Föderalismus stärker betonte. Dies war, neben einer neuen Aufteilung der erwirtschafteten Devisen, eine der Forderungen des Kroatischen Frühlings gewesen. Gleichzeitig wurde durch die Verfassung von 1974 die Stellung des Staatspräsidenten gestärkt, da Tito uneingeschränkte Vollmachten als Staatsoberhaupt auf Lebenszeit eingeräumt wurden. Das Amt des Staatspräsidenten wurde auch ausdrücklich keinem anderen staatlichen Organ gegenüber für politisch oder rechtlich verantwortlich erklärt. In Jugoslawien wurden acht Städte (in jeder Republik und autonomen Region) sowie ein Berg nach Tito benannt:
Im Januar 1980 kam der 87-jährige mit einer schweren Thrombose im linken Bein ins Krankenhaus. Es musste kurze Zeit danach amputiert werden. Am 4. Mai 1980 verstarb Tito nach längerer Krankheit im medizinischen Zentrum in Ljubljana. Millionen von Menschen begleiteten seinen Sarg in einem Trauerzug durch das ganze Land. Vier Könige, 31 Staatspräsidenten, 22 Premierminister und 47 Außenminister, darunter Personen wie Helmut Schmidt, Jimmy Carter, Saddam Hussein, Yassir Arafat, Leonid Breschnew, Margaret Thatcher u.a., sollen an Titos Beerdigung teilgenommen haben.
Er wurde im Belgrader Mausoleum „Kuća cveća” („Haus der Blumen”) beigesetzt.
Privatleben
Josip Broz Titos Beziehungsleben war durch einen häufigen Wechsel von Partnerinnen gekennzeichnet. Er hatte mehreren Frauen die Ehe versprochen, bereits den ersten Ehetermin hielt er aber nicht ein und verließ seine erste Verlobte am Hochzeitstag noch vor der Eheschließung. Tito hatte aus diversen Beziehungen mehrere außereheliche Kinder. Außerdem war er einige Male verheiratet und zeugte auch in seinen Ehen mehrere Kinder.
Titos’ zweiter außerehelicher Sohn Hans Studer fiel als Soldat der Deutschen Wehrmacht am Kriegsschauplatz Jugoslawien, also im Einsatz gegen die Partisanen Titos.
Sonstiges
Um Josip Broz Tito ranken sich zahllose Legenden. Unter anderem erzählt Bruno Kreisky in seiner dreibändigen Autobiographie Zwischen den Zeiten von Titos Trinkfestigkeit, aber auch davon, dass er auch abseits des Protokolles noch ein halbes Jahrhundert nach Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie gewisse persönliche Bezüge zu Österreich bewahrt haben soll.
Tito hatte sich die Adriainsel Brijuni/Brioni zur Präsidentenresidenz und neben Belgrad auch noch als Regierungssitz ausbauen lassen. Eine Zeit lang war es bei Staatsbesuchen Brauch, Tito für seinen Privatzoo Tiere als Geschenk mitzubringen. Einige Nachkommen dieser Gastgeschenke bevölkern heute das Naturschutzgebiet auf der Insel Brijuni. Daneben hatte er noch einen Wohnsitz bei Bled in der damaligen Teilrepublik Slowenien.
Als Titos Leben verfilmt werden sollte, wurde mit Richard Burton ein westlicher Spitzendarsteller verpflichtet. Während der Dreharbeiten des Filmes (ursprünglicher Titel: The Battle of Sutjeska, später auf The Fifth Offensive umbenannt) kam es zu einer Begegnung mit dem Schauspieler, dem so wie Tito der Ruf der Trinkfestigkeit vorauseilte. Es wird berichtet, dass Vorbild wie Schauspieler sich bestens verstanden und sich dabei Hochprozentiges in einiger Menge zu Gemüte führten.
Salontriebwagen MOT 410 am 2. Mai 1961 Im Bahnhof Kumrovec, zusammen mit zwei älteren Breda-Salonwagen
Tito im Bahnhof Kumrovec am 2. Mai 1961
Für Titos Sonderzug aus blauen Wagen wurden spezielle Lokomotiven vorgehalten; zunächst drei blau gestrichene Schnellzug-Dampflokomotiven der jugoslawischen Baureihe 11 (Nachbauten der ungarischen Baureihe 424). In den 1960er Jahren kaufte die Jugoslawische Staatsbahn JZ hierfür bei Krauss-Maffei in München drei ebenfalls blaue sechsachsige Diesellokomotiven, Nachbauten der deutschen Großdieselloks Baureihe V200. Tito verfügte auch über zwei dieselmechanische Salontriebwagen der italienischen Firma Breda aus der Vorkriegszeit. Im Frühjahr 1961 erhielt Tito den modernen hochmotorisierten Salontriebwagen MOT 410 (mit Steuerwagen), geliefert von Firma Wegmann aus Kassel. Dieser Triebwagenzug, mit dem Tito auch häufig nach Kumrovec fuhr, steht heute im Belgrader Eisenbahnmuseum Topcider. In Kumrovec lebte 1961 noch Titos Schwester.
Jugoslawien
Jugoslawien (1945 - 1991)
Jugoslawien (serbokroatisch: Jugoslavija; wörtlich übersetzt: Südslawien) war ein Staat in Mittel- und Südosteuropa, der in unterschiedlicher territorialer und politischer Form von 1918/1929 bis 1941 und 1944 bis 2003/2006 bestand. Während sich das Staatsgebiet zwischen 1918 und 1991 nur geringfügig änderte, verkleinerte es sich 1991/1992 durch die Abspaltung von vier Republiken auf rund ein Drittel der bisherigen Größe. Im Lauf der Geschichte besaß der Staat folgende Namen und Staatsformen:
„Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ bzw. „Königreich Jugoslawien“ (1918–1941)
Der jugoslawische Staat entstand nach dem Ersten Weltkrieg aus den vorher unabhängigen Königreichen Serbien und Montenegro (unter Einschluss der von Serbien in den Balkankriegen 1912/13 erworbenen mazedonischen Gebiete) und südslawisch besiedelten Teilen Österreich-Ungarns (hauptsächlich das ehemalige Kronland Krain mit südlichen Gebieten der Kronländer Kärnten und Steiermark, Kroatien-Slawonien, Dalmatien, Bosnien und die Vojvodina).
Aufteilung der Banschaften 1930
Staatsoberhaupt wurde der serbische König Peter I. (Karađorđević). Von Beginn an war die politische Situation des neuen Staates geprägt von dem sich zuspitzenden Konflikt zwischen den nach Autonomie strebenden Teilstaaten und den großserbischen Nationalisten. Der Staat zeichnete sich durch Zentralismus aus; der Autonomiegedanke hinsichtlich nichtserbischer Ethnien und anderer Religionen blieb weitgehend unterdrückt, die ethnischen und die konfessionellen bzw. religiösen Spannungen blieben bestehen und verschärften sich zum Teil noch. Das Scheitern eines politischen Ausgleichs führte schließlich zur Staatskrise: König Alexander I. setzte die Verfassung außer Kraft und errichtete die erste Königsdiktatur auf dem Balkan. Am 3. Oktober 1929 hob er die Verfassung auf und der Staat wurde in Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija) umbenannt.
Im April 1941 wurde das Königreich Jugoslawien von Deutschland und Italien besetzt und aufgelöst: Während Serbien als Vasallenstaat militärisch besetzt blieb, wurde Slowenien zwischen Deutschland und Italien und Ungarn geteilt, Kroatien (einschließlich Bosnien und Herzegowina) zu einem großkroatischen, de facto faschistischen Vasallenstaat namens Unabhängiger Staat Kroatien, während Montenegro und einige weitere südliche Gebiete, die zu Albanien geschlagen wurden, italienisch besetzte Vasallenstaaten wurden.
Auseinanderbrechen Jugoslawiens ab 1991 [
Der politische Zerfall Jugoslawiens
Außer in Serbien wurden in allen ehemaligen Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawien nach durchgeführten demokratischen Wahlen Referenden über die staatliche Souveränität abgehalten.
Bei jeweils sehr hohen Wahlbeteiligungen, allerdings vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, boykottiert von den jeweils serbischen wahlberechtigten Einwohnern, stimmten für die jeweilige staatliche Souveränität:
Belgrad versuchte die Unabhängigkeitsbestrebungen zuerst militärisch zu unterwerfen. So intervenierte die Jugoslawische Volksarmee (JNA) zuerst 1991 in Slowenien (10-Tage-Krieg in Slowenien) und daraufhin in Kroatien (Kroatien-Krieg). Als dies jedoch misslang, verschoben sich die Kampfhandlungen zuerst auf die meist serbisch bewohnte Krajina in Kroatien. Im Folgenden verlagerte sich nach internationalem Druck der Krieg dann immer mehr nach Bosnien-Herzegowina (Bosnienkrieg). Letztendlich gelang den drei Staaten jedoch die Durchsetzung der Unabhängigkeit.
„Bundesrepublik Jugoslawien“ (1992–2003) bzw. „Serbien und Montenegro“ (2003–2006) [
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschloss am 22. September 1992 durch Mehrheitsbeschluss (Billigung von 127 Ländern bei 26 Enthaltungen und sechs Gegenstimmen), dass die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien nicht automatisch die Rechtsnachfolge der SFRJ als Mitgliedstaat der UN antreten könne, sondern sich ebenso wie die anderen Nachfolgestaaten der SFRJ neu um die Mitgliedschaft bewerben müsse. Die Bundesrepublik Jugoslawien dürfe deshalb den Sitz der SFRJ in der UN-Vollversammlung nicht mehr wahrnehmen. Da die Bundesrepublik Jugoslawien sich weigerte, diesen Beschluss zu akzeptieren, verlor sie de facto ihren Sitz in der Vollversammlung. Erst im Jahre 2000 wurde die Bundesrepublik Jugoslawien, nachdem sie sich wie gefordert neu beworben hatte, wieder in die UN aufgenommen; auch der frühere jugoslawische UNO-Sitz wurde ihr wieder übertragen. Mit der Annahme einer neuen Verfassung im Jahre 2003 benannte sich die Bundesrepublik Jugoslawien um in „Serbien und Montenegro“. Dies stellte das Ende des Begriffs „Jugoslawien“ als Staatsname dar.
Nach einer Volksabstimmung am 21. Mai 2006 proklamierte auch Montenegro am 3. Juni 2006 seine Unabhängigkeit.
Derzeit werden intensive Verhandlungen auf internationaler Ebene über die weitere Stellung der serbischen Provinz Kosovo (serb. Kosovo i Metohija) geführt. Am 17. Februar 2008 erklärte sich der Kosovo einseitig für unabhängig.